Donnerstag, 26. Januar 2023

Lesung mit Ellen Brombacher

Deutsch-jüdisches Familienbild

Freizeit- und Begengnungsstätte
Kuhstraße 49
45701 Herten-Westerholt

Uhrzeit: 19:30 Uhr

Lebens- und Leidensweg der Familie Harter
Am 27.09.1946 wurde Ellen Brombacher als Tochter von Brunhilde und Ernst Harter in Westerholt
geboren.
Brunhilde Meyerstein wurde am 21.11.1910 in Rheinberg-Orsoy bei Moers geboren und lebte 1933
mit ihren beiden Schwestern bei ihren Eltern in Bremke bei Göttingen. Wegen der zunehmenden
Verfolgung der jüdischen Bürgerinnen und Bürger flüchtete Brunhilde Meyerstein nach Holland.
Später emigrierte sie nach Belgien. Nach der Okkupation durch die deutsche Wehrmacht am
28.05.1940 beteiligte sie sich an der belgischen Widerstandsbewegung und trat 1942 der KPD bei. Im
August 1944 wurde sie verhaftet und etwa 2 - 3 Monate lang im Sammellager der SS in der Kaserne
Dossin in Malines (Mechelen) in Belgien interniert. Von hier aus sollte sie in das Konzentrationslager
nach Auschwitz transportiert werden. Dazu kam es jedoch nicht mehr, denn im September 1944
wurde Belgien vom Faschismus befreit. Mindestens vierzig Mitglieder aus der Familie Meyerstein
haben die Shoa nicht überlebt. Von den wenigsten ist bekannt, wo sie umkamen. Nur der
Deportationstermin ist dokumentiert. Daran erinnert eine Gedenktafel in ihrer Heimatstadt bei
Göttingen.
Ernst Harter wurde am 17.07.1909 in Altenessen geboren. Als Mitglied der KPD kämpfte er gegen
den aufkommenden Faschismus. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten flüchtete er
1933 nach Holland. Von dort aus leistete er illegale Arbeit für die KPD und beteiligte sich am
antifaschistischen Widerstand in Amsterdam. 1934 wurde er nach Antwerpen in Belgien versetzt.
Kurz vor dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Belgien wurde er wegen Missbrauchs des
Asylrechts am 15.02.1940 verhaftet und verurteilt. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Belgien
wurde er am 12. Mai 1940 von den belgischen Polizeibeamten an die Wehrmacht übergeben. Etwa
einen Monat später wurde er ins Zuchthaus nach Münster überstellt. Obwohl er „nur“ zu einem Jahr
Gefängnis verurteilt worden war, überführte man ihn am 01.05.1942 ins Konzentrationslager
Sachsenhausen. Hier erfuhr er, dass kurz zuvor sein Bruder Franz Harter im Lager an den Folgen
brutalster Misshandlungen umgekommen war. Im Oktober 1944 wurden 105 Häftlinge aus dem KZ
Sachsenhausen, deren politische Tätigkeit aufgeflogen war, in das KZ Mauthausen transportiert.
Einer von ihnen war Ernst Harter. Am 06. Mai 1945 wurde das KZ Mauthausen von amerikanischen
Truppen befreit. Am 15.09.1945 kehrte Ernst Harter in sein Elternhaus in die Talstraße 12 in Herten-
Westerholt zurück. Hier setzte er seine politische Arbeit für die KPD fort.
Ernst Harter und Hilde Meyerstein heirateten am 17.09.1946. Nur 10 Tage später wurde Ellen Harter
geboren. Sie zogen in das Haus Obringstraße 1 in Herten-Westerholt. Nach dem Verbot der KPD 1956
– und auch weil er aus gesundheitlichen Gründen eine weitere Haft vielleicht nicht überstanden
hätte – verließ Ernst Harter die BRD. Seine Frau und seine Tochter folgten ihm drei Jahre später in die
DDR.
Benennung einer Straße nach der Familie Harter
In seiner Sitzung vom 27.06.2001 hat der Rat der Stadt Herten auf Antrag der DKP
beschlossen, eine Straße in Herten nach der Familie Harter zu benennen. Im Rahmen eines
Gespräches zwischen der Stadtvereinigung Herten der VVN-BdA und dem ehemaligen
Bürgermeister Ulrich Paetzel vom 22.02.2005 hatte dieser zugesagt, die nächste
Straßenbenennung in Westerholt der Familie Harter zu widmen. In der Sitzung des Rates der
Stadt Herten vom 19.02.2020 wurde – vor dem Hintergrund eines Antrages der SPD-
Fraktion, „eine der zu errichtenden Straßen im Zuge der Entwicklung auf dem Gelände der
neuen Zeche Westerholt nach der Familie Harter zu benennen“ – auf Vorschlag des
damaligen Bürgermeister Fred Toplak entsprechendes Einvernehmen erziel.t

 


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