Robert Siewert

Im November 1973 starb Robert Siewert. In Berlin ist nach ihm eine Straße benannt, und vielleicht können selbst die Anwohner nichts mit seinem Namen anfangen. Der ehemalige Zimmermann aus Posen gehörte zu den höchstdekorierten Persönlichkeiten der DDR. Er war 1906 der SPD beigetreten, kam über die USPD zur KPD – und wurde als »Versöhnler« 1929 ausgeschlossen. Mit anderen Kommunisten, die den Kurs der Partei kritisch sahen, bildete er die KPD-O. Dieses O stand für Opposition. Manche Linientreue sagten jedoch »KPD-Null«. Das war durchaus abfällig gemeint. Dieses Kainsmal haftete Robert Siewert bis zum Lebensende an.

Als standhafter Antifaschist und Internationalist leistete er Widerstand. Dem Zuchthaus folgte 1938 das KZ Buchenwald bis zum bitteren Ende. Siewert gehörte der Lagerleitung an und überlebte die drohende Hinrichtung allein durch die Selbstbefreiung des Lagers Buchenwald. Er hatte auf der Trauerfeier für den ermordeten Thälmann das Wort ergriffen. Nach dem Krieg wurde Siewert Stellvertretender Ministerpräsi­dent von Sachsen-Anhalt und Opfer der nächsten Parteisäuberung. Später wurde er rehabilitiert und mit Orden überhäuft. Aber der Makel blieb an ihm haften: »Versöhnler«. Und dabei war er ein aufrechter und anständiger Kommunist, wie Harald Jentsch in seiner sehr kenntnisreichen und lesbaren Biografie belegt. Der Leipziger beschäftigt sich seit 1993 mit der Geschichte der Arbeiter­bewegung und hat 2004 in Darm­stadt zum Thema promoviert.  

Harald Jentsch

Harald Jentsch, geboren 1959 in Leipzig, 1978 Abitur in Borna, anschließend Berufsausbildung zum Betriebsschlosser, 1985 bis 1990 Studium an der Karl-Marx-Universität Leipzig (Diplompolitikwissenschaftler). 2004 Promotion zum Dr. phil. an der Technischen Universität Darmstadt mit der Arbeit „Die KPD und der ‚Deutsche Oktober‘ 1923. Ein Beitrag zur politischen Soziologie“. 

Von 1990 bis 2011 tätig als Verwaltungsangestellter in diversen Wirtschaftsunternehmen sowie als pädagogischer Mitarbeiter in sozialen Einrichtungen. Seit 2012 Mitarbeiter der Stadt Offenbach am Main. Seit 2016 Mitglied des Gesamtpersonalrats des Stadtkonzerns Offenbach und seit 2018 auch des Personalrats der MainArbeit; Dr. Jentsch ist seit 1999 Mitglied der Rosa-Luxemburg-Stiftung Hessen, Forum für Bildung und Analyse e.V.