Peter Hacks
Zur Romantik
128 Seiten, brosch., 12.90 Euro
978-3-359-01697-7


Hacks treibt hier sein understatement sehr weit: Unter dem bescheidenen Titel »Zur Romantik« legt er nichts anderes vor als eine hochkonzentrierte Zusammenfassung und Übersicht dessen, was für ihn Romantik ist, eine vernunftfeindliche Geistes- und Welthaltung. Die findet er durchaus nicht nur um 1800 und in Deutschland, namhaft und verantwortlich macht er neben Edmund Burke und Heinrich von Kleist auch Richard Wagner, Andy Warhol und Stephan Hermlin. Wenn es aber einen geistigen Verursacher und Auslöser romantischen Denkens gibt, so ist das für ihn Friedrich Schlegel, dem er schon seinen Essay »Der Meineiddichter« gewidmet hatte. Wofür andere dicke Bücher brauchen, das bringt Hacks nach hundert Seiten auf den Punkt. In seiner »High Definition« ist die Romantik keine deutsche oder sonstige Affäre, sondern der geistige Generalangriff auf Staat und Vernunft. Das Inhaltsverzeichnis des furiosen Essays führt die entscheidenden Thesen vor: »Ein romantischer Autor ist ein Autor, der die englische Literatur gelesen hat, Opium verzehrt, sexuell von patriotischen Groupies betreut wird und Karl Justus Gruner zum Führungsoffizier hat. Ein romantischer Autor ist ein Autor, der John Brown für einen Arzt, Gotthilf Heinrich Schubert für einen Psycho-logen und Johann Wilhelm Ritter für einen Physiker hält. Ein romantischer Autor ist ein Autor, der um seiner Jugendlichkeit willen geschätzt zu werden beansprucht. Ein romantischer Autor ist ein Autor, der bei Georg Reimer verlegt ist. Ein romantischer Autor ist ein Autor, dessen mißratenste Werke in den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts im Zuge einer unfreundlichen Übernahme des Sozialismus durch revisionistische Literaten dem DDR-Publikum ans Herz gelegt wurden. Ein romantischer Autor ist ein Autor, der gewohnheitsmäßig auf unbegründeten Reisen unterwegs ist.« Der entscheidende Vorwurf ist aber in dieser Aufzäglung noch gar nicht enthalten. Hacks meint nämlich: »Die Kunstrichtung der Romantik bestand aus zehntausend Autoren, deren Namen wir alle vergessen haben. Keiner von ihnen vermochte zu schreiben.«

Eulenspiegel und der Konkret Literatur Verlag, wo das Buch erstmals erschien, veröffentlichen diese Neuausgabe gemeinsam und aus Anlaß des 80. Geburtstages von Peter Hacks. Der Band enthält ein Personenregister.