Schon bevor der gerade in München promovierte Peter Hacks 1955 in die DDR übersiedelte und mit Stücken wie »Der Frieden« und »Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe« zum Dramatiker von Weltrang aufstieg, hatte er ein beeindruckendes Œuvre vorzuweisen. Doch nur wenige der frühen Arbeiten lagen bisher gedruckt vor, kaum eine fand Eingang in die Werkausgabe. Gunther Nickel hat dem Frühwerk in jahrelanger Editionsarbeit nachgespürt und ein beeindruckendes Corpus vorgelegt, ergänzt um Faksimiles und Zeichnungen aus der Feder des Dichters:

Weit über 400 Gedichte und mehr als 60 Bühnen- und Funkstücke für Erwachsene und Kinder stehen neben verstreut publizierten oder unveröffentlichten Feuilletons. Hinzu kommt die private und berufliche Korrespondenz, etwa mit dem Berliner Ensemble, dem Philosophen Ernst Bloch, dem Kinderbuchautor James Krüss, Zeitungs- und Rundfunkredaktionen. Aufsätze und Dokumente aus der Schul- und Universitätszeit runden das Bild ab.

 

Der junge Hacks Band 1-5

 Gunther Nickel (Hrsg.), Peter Hacks


Band 1 versammelt die Gedichte, in denen der junge Hacks mit Formen experimentierte: Haikus neben Sonetten, Balladen neben Schlagern, politische neben Liebeslyrik. Besonders der parodistische Umgang mit dem »hohen Ton« macht die Lektüre der Gedichte höchst vergnüglich.

In Band 2 finden sich die Dramen, darunter die Originalfassung des Columbus-Stücks »Die Entdeckung des indischen Zeitalters«, mit dem Hacks 1954 den Dramatikerwettbewerb der Stadt München gewann und zur Nachwuchshoffnung der deutschen Bühnen avancierte. Daneben stehen nie veröffentlichte Stücke wie »König Augias« und »Belsazar« sowie viele kleinere, auch musikalische Formen.

Band 3 präsentiert ein Genre, das in der Werkausgabe gänzlich unberück-sichtigt ist: das Hörspiel. Vor allem die Kinderhörspiele zeigen bereits die Klasse des späteren Jugendlite-raturpreisträgers. Von Onkel Herbst bis Eskimoritz laden zahlreiche spannende Charaktere zur Entde-ckungsreise ein.

In Band 4 – Prosa – wird schon manches zentrale Thema des späteren Werks vorweggenommen, etwa in einem Aufsatz zur Romantik. Schriften aus der Schul- und Uni-versitätszeit, darunter der Abitur-aufsatz, stehen neben tagesjourna-listischen Arbeiten und hellsichtigen Essays.

Band 5 schließlich rundet die Werk-schau durch zahlreiche Briefe und Lebensdokumente ab, die nicht nur Einblick in den Lebensweg von Hacks geben, sondern auch in den Kulturbetrieb und das Treiben der Münchner Bohème in der Nach-kriegszeit.

 


Stimmen zum Buch:

»Die editorische Leistung, die mit Der junge Hacks vorliegt, muss betont werden. Gunther Nickel, zeitweilig Herausgeber der Zeitschrift ARGOS und in Sachen Peter Hacks bereits mehrmals als Herausgeber
hervorgetreten, ist ein erfahrener Editionsphilologe, die Qualität der Edition dementsprechend äußerst solide.«

»Für die Forschung ist „Der junge Hacks“ ein Ereignis. Jetzt kann endlich das Gesamtwerk dieses Autors in den Blick genommen werden.«

Aus: Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXVI

 

 

Der Müller und der Esel

von Peter Hacks und James Krüss

Es stand der Esel Jussuf
Des Morgens auf vom Stroh
Und ging im Sand spazieren
Bei Kairo irgendwo.

Da kaum aus seiner Mühle
Der Müller Ali her.
Und rief: He, alter Esel,
Ich hab drei Säcke, schwer.

Nimm diesen Sack voll Hafer
Und diesen Sack voll Mais
Und diesen Sack voll Weizen
Und mach dich auf die Reis.

Ah! Wie erschrak der Esel,
Als er die Säcke sah.
Er schüttelt mit dem Kopfe
Und brummt: Nein, nein. Nie Na!

Ja! schreit der Müller Ali.
Nimm diese Säcke hier!
JA, du dummer Esel!
JA, du dummes Tier!

Da kommt der Scheich Ben Gavriel
Und spricht sehr mißgelaunt
Zum armen Müller Ali:
Ich bin direkt erstaunt!

Ich hörte dich I-A schrein,
Und ich vermeinte fast,
Du wärest selbst der Esel,
Den du gescholten hast!

Da wurd der Müller Ali
Vor Scham mal rot, mal weiß,
Nahm schweigend die drei Säcke
und macht sich auf die Reis.

Er trug sie fort zum Bäcker.
Der Esel hüpfte froh.
Das ist bestimmt geschehen
Bei Kairo irgendwo.

(aus: Der junge Hacks 1, 1. Band: Gedichte, copyright: Eulenspiegel Verlagsgruppe) 

 

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