Ulf Annel
Lass dich ja nicht ja nicht zum Lachen verleiten. Anekdoten über Ringelnatz
128 Seiten, brosch., 9.90 Euro
978-3-359-01320-4


Der stets zu Streichen aufgelegte Junge wuchs in einem toleranten Elternhaus auf. Die Schulzeit ist Ringelnatz in unangenehmer Erinnerung geblieben. Er sei nicht nur ein Schulrüpel gewesen, sondern zeitlebens zu kindlichen Streichen aufgelegt. Er fuhr als Leichtmatrose auf allen Weltmeeren, versuchte sich in zahllosen Jobs, wurde als Betrüger ins Gefängnis gesteckt, hungerte sich als Schriftsteller durchs Leben. Der »große kleine, bis in den letzten Nervenstrich spinnwebfeine, unübersetzbare Mann« polterte als torkelnde Poetengestalt auf den Kabarettbühnen der 20er Jahre und spann als Seemann Kuttel Daddeldu, der alles »orchinaal« selbst erlebt hat, sein Seemansgarn. Ulf Annel nimmt den Faden auf und knüpft aus biographischen Fakten und Ringelnatzscher Selbststilisierung eine anekdotische Biographie, die eine Verbeugung vor einem großen Poeten ist.

Eine Kostprobe aus den Anekdoten: Wissen ist Macht Ringelnatz merkte immer wieder, wie ungebildet er war, und stürzte sich geradezu in Berge von Büchern, Wissen aufsaugend, ließ sich privat in Latein, Geschichte und Literaturgeschichte unterrichten. Sein Lehrer war der verarmte Baron Thilo von Seebach, mit dem ihn bald eine tiefe Freundschaft verband. Der Baron wurde oft von Gläubigern verfolgt. Einmal kamen er und Ringelnatz aus einem Lokal. Mit erhobenem Stock stürzte ein Mann auf Seebach zu. Ringelnatz hieb verteidigend mit seinem Stock auf den Kerl ein. Seebach konnte nur mit Mühe Schlimmeres verhindern, denn der Angreifer war ein Studienfreund, der in Fechterstellung grüßen wollte.